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»Ehrennadel«

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Prof. Dr. Zenger
im Lenkungsausschuss
HLRB

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Min.-Dir. Wilhelm
zur Dienstbeendigung

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Eichendorff-Zentrum
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»Eichendorff-Medaille«

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Minister Dr. Goppel
zum Ruhestandseintritt

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Schreiben des Bayerischen Staatsministers für Wissenschaft, Forschung und Kunst Dr. Thomas Goppel, MdL, vom 28. August 2006 zum Ruhestandseintritt



Sehr geehrter Herr Willisch,

mit Ablauf des Monats August 2006 treten Sie nach 40 Jahren im Dienst des Freistaats Bayern, davon über 37 Jahren am Kultus- und Wissenschaftsministerium, in den Ruhestand. Dies gibt Anlass, den Blick noch einmal zurück auf einige Leitlinien Ihres dienstlichen Wirkens zu richten.

Geboren 1941 im oberschlesischen Bauerwitz, in frühester Jugend geprägt durch das Erlebnis von Krieg und Vertreibung, fanden Sie in Bayern eine zweite und dauerhafte Heimat. Nach dem Abitur entschieden Sie sich für ein Studium der Mathematik und der Physik in München, 1966 dann für den Eintritt in den gymnasialen Schuldienst. Bereits 1969 wurden Sie als Mitarbeiter in das Staatsministerium für Unterricht und Kultus einberufen, wo Sie zunächst an Konzeption und Programmierung der ersten Verfahren zur Lehrer- und Schuldatenverarbeitung mitwirkten.

Die bestimmende Richtung erhielt ihre berufliche Laufbahn schließlich 1975 mit der Einrichtung eines eigenen Referats für elektronische Datenverarbeitung im Hochschulbereich, dessen Leitung Ihnen übertragen wurde. Die seinerzeit übernommenen Aufgaben waren neuartig, anspruchsvoll und umfangreich. Von Anfang an standen strategische Überlegungen zum Einsatz der in rascher Entwicklung befindlichen elektronischen Datenverarbeitung im Mittelpunkt Ihres Interesses; so entstanden die ersten DV-Rahmenplanungen für die medizinischen Fachbereiche, die staatlichen Bibliotheken, die Hochschulverwaltungen und für Lehre und Forschung, die wiederholt aktualisiert und neuen Erfordernissen angepasst wurden. Stets versicherten Sie sich dabei des Rates und der Unterstützung von Mitstreitern aus Wissenschaft und Praxis.

Es blieb Ihnen immer bewusst, dass es nicht nur auf gute Konzepte ankommt, sondern vor allem auch auf deren Umsetzung. Voraussicht und Nachhaltigkeit, zupackender Mut und abwägendes Urteil waren für Sie zwei Seiten der gleichen Medaille – suaviter in modo, fortiter in re. Meisterhaft verstanden Sie es, unter Ausnutzung von Bundesförderungen und Sonderprogrammen die nötigen Haushaltsmittel für die anstehenden Vorhaben zu beschaffen und Finanzierungsmodelle zu etablieren, um den bayerischen Hochschulen stets aufs Neue einen Vorsprung in der IuK-Ausstattung, in der Vernetzung und beim Einsatz der EDV zu sichern.

In ganz besonderer Weise mit Ihrer Person verbunden bleiben wird der Ausbau des Leibniz-Rechenzentrums [LRZ] zu einem Zentrum für Höchstleistungsrechnen. Für Ihre Verdienste um die Entwicklung des LRZ und des Hochleistungsrechnens in Bayern wurden Sie 2005 mit der Medaille »Bene merenti« in Silber der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet. [*] Ihre Aufmerksamkeit galt darüber hinaus auch immer wieder aktuellen Fragen der so genannten »Informationsgesellschaft« und der Informatikausbildung.

Im Staatsministerium und gegenüber den Hochschulen haben Sie sich einer Bitte um fachlichen Rat oder Unterstützung nie verschlossen und stets versucht, das in Ihren Kräften Stehende zur Lösung von auftretenden Anforderungen oder Problemfällen beizutragen. Ihre Sachkenntnis und Erfahrung wurden auch außerhalb Bayerns geschätzt, was Ihrem Wort etwa bei der DFG [Deutsche Forschungsgemeinschaft] und im DFN-Verein (Verein zur Förderung eines Deutschen Forschungsnetzes] Gehör verschaffte und Gewicht verlieh. Auch der Wissenschaftsrat, das BMFT [Bundesministerium für Forschung und Technologie] und der Rat für Forschung, Technologie und Innovation beim Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl haben sich Ihrer Mitwirkung in verschiedenen Arbeitsgruppen bedient.

Ausrichtung an übergeordneten Interessen; weite Voraussicht in allen Dingen; nie nachlassendes Bemühen um Sachlichkeit und Präzision; konsequenter Einsatz im Verfolgen des als richtig und notwendig Erkannten; Verlässlichkeit und Verbindlichkeit – diese Eigenschaften haben Ihnen die Hochachtung der Wissenschaftler, die Anerkennung der Kollegen und die Wertschätzung Ihrer engen Mitarbeiter eingetragen.

Für die dem Freistaat Bayern geleisteten Dienste und für Ihre Beiträge zur Weiterentwicklung des bayerischen Hochschulwesens spreche ich Ihnen, lieber Herr Willisch, auch im Namen meiner Vorgänger im Ministeramt den allerbesten Dank aus.

Nicht vergessen werden soll dabei Ihr langjähriges Engagement für die Pflege von Geschichte, Tradition und Kultur Ihrer angestammten Heimat Schlesien, insbesondere auch die Tätigkeit im Stiftungsrat der »Stiftung Kulturwerk Schlesien«. In engem Kontakt mit zahlreichen polnischen Gesprächs- und Projektpartnern leisten Sie seit vielen Jahren Ihren Beitrag, das Erbe der Vergangenheit fortleben zu lassen, das Gedenken an die von Ihnen so geschätzten Schriftsteller und Dichter Joseph von Eichendorff und Gerhart Hauptmann zu bewahren und das Verständnis hierfür zu mehren. Aus Eichendorffs Feder stammt auch das Wanderlied »Dryander mit der Komödiantenbande«, dessen beide letzten Strophen lauten:

Da gehn die einen müde fort,
Die andern nahn behende,
Das alte Stück, man spielts so fort
Und kriegt es nie zu Ende.

Und keiner kennt den letzten Akt
Von allen, die da spielen,
Nur der da droben schlägt den Takt,
Weiß, wo das hin will zielen.


Wie gut, dass nicht alles einer immerfort sich wiederholenden Komödie gleicht, die ihre Zuschauer ermüdet und scheinbar nie zu Ende geht. Eine Zäsur wie der Eintritt in den Ruhestand mag als Abschluss eines raffiniert ausgedachten, überraschungsreichen und allzeit in Atem haltenden Theaterstücks des Lebens erscheinen, doch gleichzeitig öffnet sich der Vorhang für ein neues, ein ganz anderes Stück. Für die kommenden Akte dieses Stückes wünsche ich Ihnen alles Gute, Gesundheit und Gottes Segen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Thomas Goppel



* Anmerkung: Näheres hierzu ist dem Unterpunkt »Bayer. Akademie der Wissenschaften ›Bene merenti‹« zu entnehmen.