Herrn
Staatsminister Dr. Marcel Huber, MdL
Bayerische Staatskanzlei
Franz-Josef-Strauß-Ring 1
80539 München
Anregung:
Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (am Bande)
an Herrn Ministerialrat a. D. Norbert Willisch, Ebersberg
Sehr geehrter Herr Staatsminister Dr. Huber,
Da ich erfahren habe, daß Vorschläge zur Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland jeweils dem Ministerpräsidenten jenes Bundeslandes vorgelegt werden sollen, in dem die betreffende Persönlichkeit ihren Wohnsitz hat, erlaube ich mir, Ihnen einen solchen Vorschlag zu unterbreiten.
Ich rege an, den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland Herrn Norbert Willisch zu verleihen, denn er hat sich seit einem Vierteljahrhundert in außergewöhnlicher Weise um Deutschland verdient gemacht. Damit meine ich nicht seine innovative berufliche Tätigkeit, die er als Ministerialrat und Referent für Informationsverarbeitung und Telekommunikation im bayerischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (bis 2006) geleistet hat, sondern sein außerberufliches, ehrenamtliches und uneigennütziges Engagement für das kulturelle Erbe Deutschlands, insbesondere das seiner Geburtsheimat Schlesien.
Herr Norbert Willisch wurde am 21. August 1941 in Bauerwitz/ Oberschlesien geboren und ist in 85560 Ebersberg, Ringstraße 82, wohnhaft. Durch sein Studium der Mathematik und Physik in München darf Herr Willisch eigentlich als Naturwissenschaftler gelten. Aber seine belesenen privaten Interessen für Musik, Malerei und Literatur veranlaßten ihn, nebenbei eine ehrenamtliche, verdienstvolle und erfolgreiche Kulturarbeit zu befördern.
Als Schlesier ist Herrn Willisch der bedeutende Anteil bewußt, den das ehemals deutsche Schlesien für das geistige Leben Deutschlands hatte und noch immer hat. Für ihn sind Dichter und Schriftsteller wie Joseph von Eichendorff oder Gerhart Hauptmann nicht nur Namen der deutschen Literatur, sondern er hat durch seine Herkunft einen persönlichen Bezug zu ihnen. Als Mitglied der Eichendorff-Gesellschaft wie auch der Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft baute er seine wissenschaftlichen und kulturpolitischen Kontakte aus. Eines seiner Anliegen war, die historischen Stätten dieser Dichter in Schlesien im Bewußtsein der heutigen polnischen Bewohner Schlesiens zu erhalten, noch mehr aber, das Andenken an diese und andere große Deutsche bei den bis heute in Schlesien verbliebenen Deutschen zu unterstützen. Dafür hat Herr Willisch eine Vielzahl von Initiativen, Projekten und Reisen unternommen, hat Gelder eingeworben und oft genug private Mittel gespendet. Dadurch wuchs Herrn Willisch eine unschätzbare Kompetenz
und Mittlerfunktion zwischen Deutschland, Polen und den Deutschen in Polen zu. Das hat ihn im polnischen Schlesien zu einem geschätzten und bekannten Anwalt der deutschen Traditionen des Landes gemacht. Wenn im heutigen Schlesien in ganz unbefangener Weise die deutsche Kultur und Geschichte des Landes neu gewürdigt werden, so ist es unter anderem ein Verdienst von Persönlichkeiten wie Norbert Willisch.
Zur Vereinfachung darf ich drei Schwerpunkte seiner kulturpolitischen Arbeit hervorheben:
1. Eichendorff,
2. Hauptmann,
3. die Universität Wrocław/ Breslau.
1. Eichendorff ist heute eine Identifikationsfigur der verbliebenen Deutschen in Schlesien geworden. Dazu trug die Entwicklung und der Ausbau des Kultur- und Begegnungszentrums bei, das an Eichendorffs Geburtsort Lubowitz (Łubowice) entstand. Herr Willisch hat zu seiner Finanzierung, Möblierung und Buchausstattung vieles bewirkt und zur Eröffnung im Jahre 2000 den bekannten Entertainer Thomas Gottschalk – selbst ein Oberschlesier – für Lubowitz gewinnen können. Mit Herrn Willischs Hilfe konnte die Ruine des Eichendorff-Schlosses gesichert und andere mit dem Dichter verbundene Stätten (das Schulhaus, eine Mühle) erhalten werden. Die überlebensgroße Bronzebüste des Dichters vor dem Begegnungszentrum ist eine persönliche Stiftung von Herrn Willisch. Hervorzuheben ist das politische Geschick, mit dem Herr Willisch hier und anderen Ortes polnische, deutsche und kirchliche Instanzen einzubinden verstand.
2. Der wichtigste Erinnerungsort an Gerhart Hauptmann ist seine erhaltene Künstlervilla „Haus Wiesenstein“ im Riesengebirge, die lange als polnisches Kinderheim genutzt wurde. Herr Willisch hat unermüdlich darauf gedrungen, daß die 1989 in Aussicht gestellte Umwidmung des Hauses in ein Literaturmuseum und eine Begegnungsstätte Wirklichkeit wurde. Auch hier war Herr Willisch persönlich bemüht, die Neukonzeption dieses Museums mit originalen Erinnerungsfotos und mit Kunstwerken wie einer Dichterbüste zu unterstützen. Aus eigenen Mitteln kaufte er persönlich das legendäre Biedermeiersofa an, auf welches der tote Dichter 1946 gebettet worden war und das im selben Jahr vom Wiesenstein nach Berlin gelangte. Herr Willisch überließ dieses denkwürdige Möbel 2013 dem Schlesischen Museum zu Görlitz, mit dem Wunsch, es als Dauerleihgabe an das Haus Wiesenstein im polnischen Schlesien weiterzugeben. So geschah es.
3. Als 2002 die deutsch-polnische Gesellschaft der Universität Wrocław (Breslau) gegründet wurde, schloß sich Herr Willisch bald dieser binationalen Gesellschaft an. Er fand hier Ansatzmöglichkeiten, seine Vorstellungen erfolgreich einzubringen. Hier habe ich ihn auch am intensivsten kennengelernt. Am ehemaligen Josephskonvikt der Universität konnte auf Herrn Willischs Anregung eine Gedenktafel für den Studenten Eichendorff angebracht werden. Die von der Universitätsgesellschaft angeregte Errichtung eines Eichendorffdenkmals in Breslau förderte Herr Willisch durch einen privaten Geldbetrag. Besondere Verdienste erwarb er sich um das Andenken des international bekannten Botanikers Heinrich Robert Göppert. Auf Initiative von Herrn Willisch konnte im botanischen Garten der Universität Breslau das verlorene Denkmal für Göppert wiedererrichtet werden. Seine Einweihung 2014 fand ein großes Echo, zumal Nachkommen Göpperts und der Nobelpreisträgerin Maria Mayer-Göppert dazu von Amerika anreisten.
Als Fachmann für Kommunikation weiß Herr Willisch, wie unentbehrlich die Einbeziehung der Öffentlichkeit ist. Er hat in Zeitungen und Zeitschriften regelmäßig für seine Anliegen geworben, Mißstände aufgezeigt und von eigenen Ergebnissen berichtet. Die von ihm bereitgestellte Homepage informiert unter www.willisch.eu/ auf vielen Seiten darüber. Zur Beurteilung meiner Anregung sollte man sie heranziehen. Aus allem ergibt sich die unbestreitbare Feststellung, wie sehr sich Herr Willisch aus eigenem Antrieb und mit hoher Motivation um das deutsche Kulturerbe und das Ansehen Deutschlands verdient gemacht hat. Das sollte mit der Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland die gebührende Anerkennung finden.
Falls weitere Referenzpersonen zu befragen sind, die über Herrn Willisch Auskunft geben können, so bieten sich zunächst drei Persönlichkeiten aus seinem früheren beruflichen Umfeld an, deren Adressen ich Ihnen nicht nennen muß, nämlich