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Wertvolle Exponate zu Gerhart Hauptmann
Ein Gespräch mit Norbert Willisch über seine Leihgaben zur aktuellen Hauptmann-Ausstellung im Haus Schlesien

Auch aufgrund Ihrer Bemühungen sind im zurückliegenden Gerhart-Hauptmann-Jahr eine 55-Cent-Briefmarke und eine 10-Euro-Gedenkmünze zu Ehren des bedeutenden Dichters aus Schlesien erschienen. Dies war sicher nicht einfach?

In einer solchen Angelegenheit muss man natürlich, um erfolgreich zu sein, rechtzeitig tätig werden. Daher habe ich bereits im Herbst 2010 an den Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesministerium der Finanzen, Hartmut Koschyk, MdB, geschrieben, mit dem ich persönlich bekannt bin. Und schon kurze zeit später erhielt ich aus dem Bundesfinanzministerium die Antwort, dass mein Vorschlag sowohl hinsichtlich der Briefmarke wie auch der Gedenkmünze auf fruchtbaren Boden gefallen war.

In der November-Ausgabe von »Schlesien heute« haben wir über die Eröffnung der Gerhart-Hauptmann-Ausstellung im Haus Schlesien am 2. September 2012 berichtet. Inwieweit haben Sie zu dieser Ausstellung beigetragen?

Die Ausstellung enthält einige hochkarätige Leihgaben aus meinem Besitz, um die ich vom Haus Schlesien gebeten wurde und die ich natürlich gern zur Verfügung gestellt habe. Es sind dies

Das Sofa und die Doppelbüste gehören nach Angaben aus dem Haus Schlesien zu den meistbeachteten Objekten der Ausstellung. Einen vom Myrtek-Neffen Erich Fitza mit finanzieller Hilfe des Auswärtigen Amtes erworbenen ersten Abguss der Dichterbüste konnte ich namens der Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft der nach dem Dichter benannten Gedenkstätte in Hirschberg-Agnetendorf (jetzt Dom Gerharta Hauptmanna Jelenia Góra-Jagniątków) bereits anlässlich ihrer Eröffnung am 1. September 2001 übergeben. Der Schlesische Kulturspiegel der Stiftung Kulturwerk Schlesien hat darüber in seiner Nummer 4/01 berichtet und eine Abbildung der Büste gebracht. Auf Seite 19 der November-Ausgabe von »Schlesien heute« ist übrigens ein Foto des zum Bestand des Schlesischen Museums zu Görlitz gehörenden weiteren Abgusses dieser Plastik wiedergegeben, das die Qualität der Arbeit allerdings kaum erkennen lässt.

Bei Ihrer Ansprache Anfang September anlässlich der Ausstellungseröffnung in Haus Schlesien haben Sie noch auf weitere interessante Exponate hingewiesen.

Ich habe der Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums im Haus Schlesien, Frau Nicola Remig, coram publico eine der ersten Farbfotografien von Gerhart Hauptmann im goldenen Rahmen überreicht. Die Aufnahme stammt vermutlich von Hauptmanns »Leibfotograf« Alfred Jäschke aus Görlitz.
Folgende weitere Fotos habe ich zur Verfügung gestellt:

Das Ehren-Diplom war – wie die frühe Farbfotografie Hauptmanns – bereits in Sh 9/2001 abgebildet. Auf den weiteren Bildern ist insbesondere jene Frau (in jungen Jahren und im fortgeschrittenen Alter) zu sehen, von der ich das Diplom, die Farbfotografie des Dichters und das Sofa vor ca. 15 Jahren erhalten habe: Margarete Heumader geb. Kappler, die von 1937 bis 1946 bei Hauptmanns in Diensten stand (sie wurde kurz Marta genannt, zur Unterscheidung von der Hausherrin mit gleichem Vornamen, und war nach Aussage des Hauptmann-Sohnes Benvenuto »der Liebling von Pappi«); sie hat den Dichter auf fast allen Reisen begleitet, auch auf seiner letzten – zur Beerdigung auf der Insel Hiddensee. Es war mir ein Anliegen, mit diesen (auf DIN A4 vergrößerten) Fotos der 2010, kurz vor Vollendung des 90. Lebensjahres Verstorbenen im Rahmen der Ausstellung ein ehrendes Andenken zuteil werden zu lassen.

Wie sind Sie in den Besitz des Sofas gekommen?

Das Sofa im Biedermeierstil ist ein Erbstück von der Mutter des Dichters, die aus einer angesehenen, wohlsituierten Bad Salzbrunner Familie stammte. Von ihr kam es über die 1943 unverheiratet und kinderlos verstorbene Tochter Johanna (im Familienkreis stets »Lotte« genannt – wie die Geliebte von Goethes »Werther«) nach Agnetendorf. Ausweislich verschiedener Abbildungen (bspw. in dem Fischer Taschenbuch Nr. 5683 vom Mai 1989) waren der tote Dichter und die ihm elf Jahre später im Sanatorium Ebenhausen bei München gefolgte Ehefrau Margarete auf dem Sofa aufgebahrt. Frau Margarete Hauptmann hatte das Sofa mit dem übrigen Inventar des Hauses in dem Sonderzug nach Berlin mitgenommen, der auf Geheiß der Sowjets im Juli 1946 für die von den Polen verfügte Evakuierung auch des Dichterhauses be­reitgestellt wurde. Wie man aus dem Vergleich der Bilder sehen kann, hat Frau Hauptmann das Sofa nach dem Krieg neu beziehen lassen; diesen Bezug trägt es noch immer.

Nach Margarete Hauptmanns Tod übernahmen Benvenuto Hauptmann und seine Ehefrau Barbara das alte Erbstück. Bei ihnen war die nachmalige Frau Heumader etliche Jahre Kindermädchen für deren jetzt in Berlin lebende Tochter Anja gewesen, bis sie in Oberhaselbach bei Passau, wo Hauptmanns seinerzeit eine kleine »Notwohnung« besaßen, ihren Mann kennenlernte und heiratete. Frau Barbara Hauptmann hat ihr das Sofa in den 1970er Jahren für langjährige treue Dienste vermacht.

Über die Dichter-Enkelin Frau Anja Hauptmann erhielt ich 1994 Kenntnis von dem Möbelstück und lernte im Gefolge Frau Heumader persönlich kennen. Drei Jahre später konnte ich das Sofa von ihr erwerben – nicht zum privaten Gebrauch, sondern um es früher oder später einer geeigneten, die Erinnerung an den großen deutschen Dichter und Nobelpreisträger wachhaltenden Einrichtung zur Verfügung zu stellen und so der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der Zwischenzeit habe ich das Sofa behutsam restaurieren, d. h. kleine Schäden kunstgerecht beseitigen lassen, so dass es in tadellosem Zustand an die Nachwelt weitergegeben werden kann.






Erschienen in:
»SCHLESIEN HEUTE« 12/2012, Senfkorn-Verlag A. Theisen, Görlitz/Schlesien




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