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Meine Tätigkeit im
Kultus-/Wissen-
schaftsministerium

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»Ecksteine« der
Referatsarbeit

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Wesentliche
Arbeitsergebnisse

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Redeentwürfe/Reden
(beisph.)

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Alles hat seine Zeit
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Abschiedsworte bei der Trauerfeier für
Dr. Bernd Knauer, den Leiter des Rechenzentrums der Universität Regensburg, am 22. Oktober 2004 in der Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit (auf dem Dreifaltigkeitsberg) in Regensburg


Werte Angehörige des Verstorbenen, sehr geehrte Trauergemeinde!

»Des Lebens ungemischte Freude ward keinem Irdischen zuteil«, diese Worte Friedrich Schillers aus dem Ring des Polykrates kamen mir in den Sinn, als die Nachricht vom plötzlichen Ableben des Kollegen Dr. Bernd Knauer mich erreichte.
Es drängt mich, den bewegenden Nachrufen und Würdigungen der Lebensleistung des Verstorbenen noch ein schlichtes persönliches Wort anzufügen, und dies aus mehreren Gründen:
  • Eigentlich sollte ich es sein, der sich als nächster aus dem Kreis der für die Hochschulrechenzentren Verantwortlichen verabschiedet – frohgemut verabschiedet (wenn ich das so sagen darf), denn ich werde in einer Woche meinen langjährigen Dienst im bayerischen Kultus- bzw. Wissenschaftsministerium beenden. Doch nun gilt es, überraschend Abschied für immer von einem Kollegen und Freund aus unserer Mitte zu nehmen.
  • Als weiteren Grund möchte ich meine Vertrautheit mit der Stadt Regensburg und diesem Ort anführen, an dem wir uns befinden: In Regensburg ging ich die letzten 3 Jahre vor dem Abitur zur Schule, ehe ich zum Studium nach München aufbrach (die Universität Regensburg gab es dazumal nur in den Köpfen einiger weniger, zu denen unser Deutsch-Lehrer gehörte). Und ich wohnte zu Füßen dieses Berges (am Steinweg) und besuchte den Sonntagsgottesdienst jeweils abwechselnd in der Dreifaltigkeitskirche hier und im Dom. Ich konnte mir nicht vorstellen, am Ende meines Berufslebens und unter diesen Umständen hierher zurückzukehren, wo ich gewissermaßen meinen Ausgang genommen habe.
  • Und schließlich, was mir das Wesentliche ist, kannte ich Dr. Knauer seit langem und schätzte ihn. Ich lernte ihn vor allen anderen hier Anwesenden kennen: Es muss im Jahre 1969 oder 1970 gewesen sein, als er uns im Kultusministerium (vom Rechenzentrum der Universität Würzburg kommend) über ein von ihm oder unter seiner Beteiligung entwickeltes Computerprogramm zur Berechnung von Stundenplänen in Staunen versetzte. Als Mathematiklehrer (der die Schulstundenpläne für gewöhnlich zu erstellen hat) wusste man um die Schwierigkeit des Gegenstandes.

    Später, als Dr. Knauer Leiter des Rechenzentrums der ersten neuen Landesuniversität nach dem Krieg geworden war, arbeiteten wir vertrauensvoll zusammen. Er setzte sich mit Nachdruck und Augenmaß dafür ein, die Studierenden und Wissenschaftler dieser Hochschule mit der »Computerei« vertraut zu machen und sie durch eine hervorragende Rechnerausstattung in ihrer Arbeit zu unterstützen. Dank der Campuslage der Universität und Dr. Knauers Initiative wurde in Regensburg das erste hochschulweite Hochgeschwindigkeitsnetz auf bayerischem Boden realisiert. Bemerkenswert auch sein letztes starkes Engagement in diesem Jahr: die Beschaffung eines Spezialrechners für Simulationsrechnungen auf dem Gebiet der Quantenchromodynamik betreffend, »um mit Forschergruppen in den USA, Großbritannien und Japan mithalten zu können«.
Verehrte Anwesende! Haltung zu bewahren bei »Siegen« ist kein großes Kunststück; ungleich schwieriger und vielsagend ist der Umgang mit Niederlagen. Eine solche Situation war Anfang der 80er Jahre gegeben, als das Zentrum der Verbundkatalogisierung der neuen Universitätsbibliotheken – Augsburg, Bamberg, Bayreuth, Passau und eben Regensburg – (eine Aufgabe, um die sich die Universität Regensburg verdient gemacht hat) nach München, an die Bayerische Staatsbibliothek verlagert werden sollte. Um diese Entscheidung wurde hart gerungen (auch im Bayerischen Landtag), und Dr. Knauer führte natürlich seine Argumente für den Verbleib dieser Einrichtung in Regensburg beherzt ins Feld, er hat daraus aber keinen »Feldzug« gegen die sich abzeichnende ungünstige Entscheidung für den hiesigen Standort gemacht.

Dr. Knauer war andererseits auch den Freuden des Lebens zugetan. Gern erinnere ich mich daran, wie wir im Kreis der Rechenzentrumsleiter seinen 55. Geburtstag feierten – mit von ihm in Kanada (oder war es Alaska?) selbst gefangenem und geräuchertem Lachs. Das sollte bei aller verständlichen Trauer um den Verlust eines lieben Vaters, Bruders, Chefs, Kollegen oder Freundes nicht außer acht gelassen werden und gehört mit zur »Summe eines Lebens«.

In der Literatur gibt es viele Zeugnisse der Ergebung in ein unverständlich erscheinendes Geschick, wie es der Verlust eines lieben Menschen immer darstellt; an ihnen kann und sollte man sich ein Beispiel nehmen. So hat der große deutsche Dichter schlesischer Herkunft, Joseph von Eichendorff, einem seiner früh verstorbenen Kinder einen Zyklus von nicht weniger als 10 ergreifenden Gedichten gewidmet; im achten dieser Gedichte »Auf den Tod meines Kindes« beschreibt er das Gefühl, als hätte sich das Kind nur verirrt und würde wieder zurückfinden, um dann aus tiefem, gläubigen Herzen fortzufahren:

Wir armen, armen Toren!
W i r irren ja im Graus
des Dunkels noch verloren –
d u fandest längst nach Haus.

Sehen wir den »Heimgang« von Dr. Knauer auch in diesem Lichte, und nicht nur als »Heimsuchung«, und bewahren wir ihm vor allem ein ehrendes Andenken!




Anmerkung:
Der Redetext wurde zeitnah zum Abdruck in der Regensburger Universitätszeitung zur Verfügung gestellt.






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