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Zum Tod des Malers und Bildhauers Walter Kalot

Wenige Tage vor Weihnachten, am 18. Dezember 1996, verstarb in Oberstdorf im Allgäu der Bildhauer, Grafiker und Maler Walter Kalot. Am 27. Dezember wurde er auf dem Friedhof der Stadt unter dem hoch aufragenden Rubihorn, das er bei seiner Arbeit im Atelier ständig vor Augen hatte, zu Grabe getragen. Ein 1909 im schlesischen Glatz begonnenes schaffensreiches und bis zuletzt um neue Ausdrucksformen ringendes Leben hat sich vollendet. Jeder, der Walter Kalot kannte oder ihm begegnet ist, war beeindruckt von der schlichten Würde seiner Person, seiner Lebensklugheit und Welterfahrenheit, dem feinen Humor und schlagfertigen Witz, der Frische seiner Gedanken, die manchem Jüngeren zur Ehre gereichen würde, seiner unerschöpflichen Arbeitskraft. Die Lebensleistung des Künstlers wurde anläßlich seines 85. Geburtstags im »Schlesischen Kulturspiegel« 4/94 gewürdigt. Kurz darauf ist er auf Vorschlag des Bayerischen Ministerpräsidenten mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden - für sein unermüdliches Schaffen in einem gemeinhin als »Ruhestand« bezeichneten Lebensabschnitt und das jahrzehntelange Engagement im Kulturleben seiner oberschwäbischen Wahlheimat.

Das letzte große Werk des Künstlers, an dessen Gelingen er sich noch im vergangenen Sommer erfreuen konnte, war bezeichnenderweise eine für die evangelische Christuskirche in Oberstdorf gestiftete Christusfigur. Im Gestus mittelalterlicher Kirchenstifter hält der überlebensgroße, an der Außenwand der Kirche angebrachte Christus seine Christuskirche im Arm; ungewöhnlich daran Material und Ausführung: blanker Edelstahl und eine an frühromanisch-strenge Bildnisse erinnernde Darstellung. Und schmunzelnd stellt man fest: Die Plastik trägt einen (seinen?) Schnurrbart als »Signatur«.

Daneben gab es noch zwei Wünsche, deren Verwirklichung Walter Kalot besonders am Herzen, aber nicht in seinen Händen lag. Vom Krankenlager aus konnte er zwar noch mitverfolgen, wie seine Bronzeplastik »Iller-Ursprung« - drei die Quellflüsse der Iller (Breitach, Stillach, Trettach) symbolisierende schwimmende Frauen - aufgestellt wurde, jedoch im Kurparkgelände der Stadt und nicht im Wasser des nahen Iller-Ursprungs, wo er sie am liebsten gesehen hätte. Doch tröstete er sich damit, die »Schwimmerinnen« würden den Weg dorthin schon noch finden. Bis zuletzt hatte er gehofft, die Eröffnung seiner in den letzten Jahren auf 47 Bronze-Reliefs ausgebaute und vom Freistaat Bayern erworbene »Galerie« schlesischer Dichter und Philosophen erleben zu können; auch das Plakat dafür hatte er schon vorbereitet. Wenn ihm dies auch nicht mehr vergönnt war, so genoß er wenigstens die Aussicht, daß sich die Stiftung Kulturwerk Schlesien der Sache angenommen und eine Ausstellung im Schlesischen Kabinett des Grafschaftsmuseums zu Wertheim am Main für die Zeit vom 11. Dezember 1997 bis Februar 1998 eingeplant hat (wie dem letzten Heft dieser Zeitschrift zu entnehmen ist). Mit der Ausstellung der Bildnisse ging es ihm nicht vordergründig um Selbstdarstellung sondern darum, das reiche geistig-kulturelle Erbe seiner, unserer alten Heimat in der Öffentlichkeit bewußt zu machen.

Walter Kalot hat das unausgesprochen durch sein diesem Erbe verpflichtetes Leben und Wirken getan und zu dessen Bewahrung und zeitgemäßer Entfaltung beigetragen.




Erschienen in:
»Schlesischer Kulturspiegel« 2/1997 der Stiftung Kulturwerk Schlesien, Würzburg




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