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Göppert zum Gedächtnis
(125. Todestag)

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Wiedererrichtung des
Denkmals in Breslau
(Ankündigung)

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Feierliche Enthüllung
des Breslauer
Denkmals
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Wiedererrichtung des
Sprottauer Denkmals

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Heinrich Robert Göppert (1800–1884)
zum Gedächtnis

Am 18. Mai 2009 jährte sich der Todestag des bedeutenden schlesischen Wissenschaft­lers – Mediziners, Botanikers, Paläobotanikers – und ehemaligen Rektors der Universität Breslau, Heinrich Robert Göppert, zum 125. Mal. Er war seinerzeit einer der populärsten Gelehrten Schlesiens und leitete 32 Jahre lang (bis zu seinem Tod im Jahr 1884) den Botanischen Garten Breslau im Herzen der Stadt, den er zu einer geschätzten Forschungsstätte für die Wissenschaft und zu einem beliebten Ort der Erholung, Anregung und Belehrung für die Bevölkerung ausge­staltete. In der von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Allgemeinen Deutschen Biographie (ADB) heißt es im Nachtragsband 49 (von 1904) auf Seite 460 über ihn: »So verdankt die Stadt Breslau in erster Linie G. die Einrichtung ihrer öffent­lichen Anlagen und schönen Promenaden, wofür ihm durch Ertheilung des Ehrenbürger­rechts gedankt wurde. Doch abgesehen von diesen äußeren Ehrungen, deren ihm reich­liche auch von wissenschaftlicher Seite entgegengebracht wurden, schrieb er sich tief in das Herz seiner Mitbürger ein durch die imponirende Macht seiner ganzen Persönlichkeit und seine edle Liebenswürdigkeit, so daß es kaum einen zweiten Gelehrten gegeben haben mag, der, so wie G. im besten Sinne des Wortes populär gewesen wäre.«

(Johann) Heinrich Robert Göppert wurde am 25. Juli 1800 im niederschlesischen Sprottau (jetzt Szprotawa) in eine angesehene Apothekerfamilie hineingeboren. Er besuchte das Gymnasium in Glogau und das Matthiasgymnasium in Breslau, von dem er vorzeitig ab­ging, um – der Familientradition folgend – eine pharmazeutische Ausbildung zu absolvieren. 1821 holte er das Abitur (am Gymnasium Neisse) nach und studierte ab 1821 in Breslau und Berlin Medizin. 1825 promovierte er in Berlin bei Prof. Heinrich Friedrich Link, auf den die An­fänge des Breslauer Botanischen Gartens 1811/1812 zurückgehen. 1926 ließ er sich in Breslau als praktischer Arzt nieder und habilitierte sich bereits im Jahr darauf in der Medizinischen Fakultät der Universität. Gleichzeitig nahm er eine Tätig­keit als Konservator im Botanischen Garten unter dessen zweitem Leiter, Prof. Ludolf Christian Treviranus, auf. 1831 wurde er an dieser Hochschule außerordentlicher, 1839 ordentlicher Professor der Medizin. 1850 gründete er hier das Botanische Museum und übernahm 1852 als Nachfolger von Prof. Christian Gottfried Nees von Esenbeck die Professur für Botanik und die Direktion des Botanischen Gartens.

Heinrich Robert Göppert war ein hervorragender Wissenschaftler und Pionier der botani­schen Forschung, der entscheidende Aufschlüsse über die Klassifizierung fossiler Pflanzen und die Abstammungsverhältnisse heutiger Pflanzen erbrachte und zu den Begründern der Paläobotanik gehört. Beispielsweise fand er die richtige Erklärung für die Entstehung der Kohlelagerstätten und wies nach, dass der Bernstein aus dem Harz tertiärer Nadel­bäume entstanden ist. Als erster seines Faches bediente er sich der aufkommenden Foto­graphie für die wissenschaftliche Arbeit und zur Veranschaulichung ihrer Ergebnisse. Generell war er um die Popularisierung neuer Naturerkenntnisse und ihre praktische Anwendung im Pflanzenschutz bemüht. Eine wichtige Rolle spielte dabei die 1803 gegrün­dete »Schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur«, in der er sich viele Jahre engagierte und ihr zuletzt 38 Jahre lang vorstand. Große Verdienste erwarb er sich um den Apothekerstand, indem er die Pharmazie als eigenständiges Studienfach an der Universität Breslau etablierte (die Ausbildung konnte an der im Südflügel der Hochschule untergebrachten Apotheke erfolgen) und die Abhaltung der pharmazeutischen Staats­prüfung vor Ort durchsetzte.

Heinrich Robert Göppert gehörte zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen des In- und Auslands an (bspw. auch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften), erhielt diverse Orden und hochrangige wissenschaftliche Auszeichnungen. Neben Breslau hat ihm auch seine Geburtsstadt Sprottau die Ehrenbürgerschaft verliehen. Eine Straße am Rande des Botanischen Gartens in Breslau (die heutige ulica Kanonia) trug seinen Namen, und im Scheitniger Park gab es einen Göppert-Hain. Am Stadtgraben, eingangs der Promenade durch den Park vor dem alten Regierungsgebäude (jetzt Park Słowackiego und Nationalmuseum), befand sich bis 1945 das Göppert-Denkmal mit einer Bronzebüste von Fritz Schaper aus dem Jahr 1887. In jener Gegend steht noch der seiner Inschrift beraubte Sockel eines Denkmals (wem es galt, bedarf noch der Klärung).

Die Familie Göppert brachte über mehrere Generationen bedeutende Wissenschaftler hervor. Die in Kattowitz geborene Nobelpreisträgerin im Fach Physik, Maria Göppert-Mayer (1906-1972), war eine Urenkelin von Heinrich Robert Göppert. Ihr Vater bekleidete den Lehrstuhl für Kinderheilkunde der Universität Göttingen; ihr Großvater (der Sohn des »alten Göppert«) war Professor an der Juristischen Fakultät der Universität Breslau und später Vortragender Rat in der Universitätsabteilung des Preußischen Kultusministeriums in Berlin. Maria Göppert-Mayers Sohn hat die wissenschaftliche Tradition der Familie in den USA fortgesetzt.

Es traf sich gut, dass die Deutsch-Polnische Gesellschaft der Universität Wrocław e.V., die sich die »Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung und Erziehung sowie der Völkerverständigung« zum Ziel gesetzt hat, ihre diesjährige Versammlung vom 14. bis 16. Mai 2009 (also kurz vor dem eingangs genannten Datum) in Breslau abhielt und der Rektor den traditionellen Abschiedsempfang für die Mitglieder der Gesellschaft im Botanischen Garten gab. Eine gute Gelegenheit, sich Heinrich Robert Göpperts zu erinnern und seine Leistungen, aus denen die Wissenschaft wie die Bevölkerung der Stadt noch heute Nutzen ziehen können, vor Ort kurz zu würdigen – so hatte ich gedacht und dies angeregt sowie nach positiver Rückmeldung und erbetener Handreichung ein entsprechendes Skript verfasst; darin ging ich auch auf die Leistung der polnischen Wissenschaftler ein, denen die Wiederherstellung des Botanischen Gartens nach dem Zweiten Weltkrieg zu verdanken ist. Unerklärlicherweise kam es jedoch nicht zu besagtem Gedenken; von dem zur Verfügung gestellten Skript wurde kein Gebrauch gemacht.

Deshalb soll das segensreiche Wirken von Heinrich Robert Göppert, eines hervorragenden Mitglieds der »Schlesischen Gelehrtenrepublik« (so der Titel einer unter der Schirmherrschaft des Rektors der Universität Breslau begründeten und von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Hochschule finanzierten Publikationsreihe), an dieser Stelle ein ehrendes Gedenken erfahren.




Erschienen in:
»Schlesischer Kulturspiegel« 3/2009 der Stiftung Kulturwerk Schlesien, Würzburg

»Akademisches Kaleidoskop« Nr. 3 (27) Jg. VII
(Juli bis September 2009, ausgeliefert Mitte November 2009) der Universität Wrocław – Mitteilungen und Berichte für die Mitglieder der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Universität Wrocław/Breslau e.V. (in Form des zu Göpperts Gedenken im Rahmen der Versammlung der Deutsch-Polnischen Gesellschaft der Universität Breslau im Mai 2009 zur Verfügung gestellten Textes – allerdings mit wesentlichen Kürzungen, so dass insbes. der damit beabsichtigte ursprüngliche Zweck nicht mehr zu erkennen ist).




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