Die intellektuelle Redlichkeit gebietet es festzuhalten, daß das jetzt formell festgestellte, tatsächlich jedoch vor 13 Jahren erfolgte Erlöschen der 1956 als zentrales Organ des Kulturwerks Schlesien e.V. gegründeten Vierteljahresschrift »Schlesien« nicht in widrigen Zeitumständen seinen Grund hat, sondern in einem unverständlichen, langjährigen editorischen Versäumnis des dem Kulturwerk als Träger nachfolgenden Vereins der »Freunde und Förderer der Stiftung Kulturwerk Schlesien«, insbesondere des von diesem bestellten Herausgebers. So ist seit 1996 trotz vorhandener Geldmittel, eines eingespielten Mitarbeiterkreises und wiederholt angebotener redaktioneller Hilfen kein einziges Heft mehr erschienen – obwohl die Aufarbeitung der Rückstände und das bevorstehende Erscheinen neuer Hefte vereinsintern ständig angemahnt und angekündigt wurden, unter anderem der breiten Öffentlichkeit gegenüber in einem »Aufklärung über das vorübergehende Fehlen der Zeitschrift Schlesien« verheißenden Beitrag in »Schlesien heute« 6/2006.
Durch den unbegrenzt langen Lieferausfall mußten viele vorhandene Leser und Bezieher, vor allem Bibliotheken, zwangsläufig verlorengehen. In der entstandenen Lücke florieren die neueren Zeitschriften »Schlesien heute« und »Silesia Nova«. Sie erweisen ebenso wie der auflagenstarke Schlesische Kulturspiegel – der freilich wegen seines sehr viel anderen Charakters die Vierteljahresschrift nicht ersetzen kann – , daß das Interesse an der Kultur und Geschichte Schlesiens keineswegs erloschen ist.
Ganz unbegreiflich und abwegig ist die im oben genannten Artikel abschließend geäußerte Meinung, ein weiteres regelmäßiges Erscheinen des Periodikums Vierteljahresschrift in bewährter Form wäre »ein gewaltsames ’Immer weiter so!‘, langweilig und außerdem ein Zeugnis geistiger Armut«. Das gerade Gegenteil ist richtig: Durch die nicht nachvollziehbare Fehlleistung der Verantwortlichen ist einer renommierten schlesischen Kulturzeitschrift unverkennbar eigener Prägung lange vor der Zeit ein Ende bereitet und der gesamten schlesischen Kulturpflege damit nicht wieder gutzumachender Schaden zugefügt worden, der sich mit der Allerweltsphilosophie »Alles hat seine Zeit« nicht bemänteln läßt.
Für alle, die die Vierteljahresschrift als fest etabliertes, gern genütztes Forum für »Kunst, Wissenschaft und Volkskunde Schlesiens« hoch geschätzt haben und ihren durchaus vermeidbaren Untergang als schwerwiegenden Verlust bedauern:
Jörg Bilke, Karl Jaehn, Angelika Marsch, Josef Joachim Menzel, Helmut Neubach, Norbert Willisch.
Erschienen in:
»Schlesischer Kulturspiegel« 2/2010 der Stiftung Kulturwerk Schlesien, Würzburg.
Der Vorstand der Stiftung Kulturwerk Schlesien hatte es zunächst abgelehnt, die vorstehende Replik auf den im Heft 3/2009 des Schlesischen Kulturspiegels erschienenen Beitrag von Eberhard G. Schulz mit dem Titel »Alles hat seine Zeit. Zur endgültigen Einstellung der Vierteljahresschrift Schlesien« im Schlesischen Kulturspiegel zu veröffentlichen. Später besann er sich jedoch darauf, dass »preußischer Tradition gemäß … eine solche Äußerung nicht unterdrückt werden« sollte, und druckte die Erwiderung im Heft 2/2010 des Schlesischen Kulturspiegels schließlich doch ab. Dieser Meinungsumschwung ist auf den nachfolgend wiedergegebenen, namens der Mitunterzeichner der Erwiderung verfassten Brief vom 15. März 2010 an die Mitglieder und stellvertretenden Mitglieder des Stiftungsrats des Kulturwerks Schlesien zurückzuführen:
Verknüpfung zum Brief